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6 June, 2025
Decision
ORD_69091/2024 Luxemburg (LU) EP2201740
R. 320 VerfO
...

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ORD_69091/2024
6 June, 2025
Decision

Summary
(AI generated)

Parties

10x Genomics, Inc.,
Shenzhen Dianming Technology Co., Ltd,
Fujifilm Corporation,
Meril Life Sciences P,
XSYS Italia S.r.l.,
XSYS Prepress N.V.,
XSYS Germany GmbH,
Lionra Technologies Ltd.,
Versah LLC,
Heraeus Electronics GmbH & Co. KG,
BioMarin Pharmaceutical Inc.,
F. Hoffman-La Roche AG,
Roche Diabetes Care GmbH,
Dainese S.p.A.,
Visibly Inc.,
Belkin Limited,
Belkin International, Inc.,
Belkin GmbH,
Sunstar Engineering Europe GmbH,
Lindal Dispenser GmbH,
Lindal Dispenser GmbH,
MED-EL Elektromedizinische Geräte Gesellschaft m.b.H.,
AYLO PREMIUM LTD,
NanoString Technologies Europe Limited,
Samsung Electronics Co., Ltd,
Nanoval GmbH & Co. KG,
President and Fellows of Har,
Grundfos Holding A/S,
Dolby International AB,
BAUSSMANN Collated Fasteners GmbH,
NJOY Netherlands B.V.,
Arbutus Biopharma Corporation,
Genevant Sciences GmbH,
Hurom Co., Ltd,
Moderna Italy S.R.L.,
Moderna France SASU,
Moderna Germany GmbH,
Moderna Poland SP. Z.O.O.,
Moderna Netherlands B.V.,
Moderna Denmark ApS,
Moderna Biotech Spain SL,
Moderna Belgium S.R.L.,
Moderna Portugal Unipessoal LDA,
Kunststoff KG Nehl & Co.,
Hanshow France SAS,
Hanshow Germany GmbH,
Hanshow Netherlands B.V.,
Hanshow Technology Co. Ltd,
Hurom Co., Ltd.,
Tiroler Rohre GmbH,
DISH Technologies L.L.C.,
Sling TV L.L.C.,
ILME GmbH Elektrotechnische Handelsgesellschaft,
Industria Lombarda Materiale Elettrico I.L.M.E. S.p.A.,
Tandem Diabetes Care Europe B.V.,
Tandem Diabetes Care, Inc.,
EOFLOW Co., Ltd.,
PHOENIX CONTACT GmbH & Co. KG,
EOFLOW Co., Ltd.,
Samsung Electronics France S.A.S,
Samsung Electronics GmbH,
Moderna Belgium S.R.L.,
Moderna Denmark ApS,
Moderna Germany GmbH,
Moderna Norway AS,
Moderna Sweden AB,
ModernaTX, Inc.,
Moderna Biotech Spain SL,
Moderna Switzerland GmbH,
Moderna Poland SP. Z.O.O.,
Moderna Netherlands B.V.,
Moderna Biotech UK Limited,
Moderna France SASU,
Moderna Portugal Unipessoal LDA,
Moderna,
Inc.,
Moderna Italy S.R.L.,
Hybridgenerator ApS,
TOTAL SEMICONDUCTOR,
LLC,
Kinexon Sports & Media GmbH,
Siemens Healthcare SAS,
Siemens Healthcare GmbH,
Siemens Healthineers AG,
Siemens Healthineers Nederland B.V.,
Knaus Tabbert AG,
Roche Diabetes Care GmbH,
F. Hoffman-La Roche AG,
Chint New Energy Technology Co., Ltd.,
Dolby International AB,
Discord Netherlands B.V.
v. ***,
t. Ltd.,
Meril Italy S.r.l.,
Meril GmbH,
Esko-Graphics Imaging GmbH,
Vibrantz GmbH,
Ascendis Pharma A/S,
Ascendis Pharma Growth Disorders A/S,
Koninklijke Philips N.V.,
Rocep-Lusol Holdings Limited,
Rocep-Lusol Holdings Limited,
DISH Technologies L.L.C.,
ZTE Deutschland GmbH,
ZTE France SASU,
ZTE Netherlands B.V.,
ALD Vacuum Technologies GmbH,
ard College,
Epson France SAS,
Raimund Beck Nageltechnik GmbH,
Moderna Biotech UK Limited,
NUC Electronics Europe GmbH,
NUC Electronics Co., Ltd,
Warmcook,
Genevant Sciences GmbH,
Arbutus Biopharma Corporation,
Häfele SE & Co. KG,
SES-imagotag SA,
NUC Electronics Co., Ltd,
SSAB Europe Oy,
SSAB Swedish Steel GmbH,
BROCKWELL GROUP LLC,
AYLO PREMIUM LTD,
AYLO FREESITES LTD,
BRIDGEMAZE GROUP LLC,
AYLO Billing Limited,
AYLO BILLING US CORP.,
Insulet Corporation,
Insulet Corporation,
Infotech Concept ApS,
Infotech Holding ApS,
HGSystem ApS,
HGSystem Holding ApS,
Ballinno B.V. (defendant),
Erwin Härtwich,
Yellow Sphere Innovations GmbH,
Rubin Medical ApS,
c/o Diatom A/S,
Tandem Diabetes Care Europe B.V.,
Tandem Diabetes Care,
Inc,
Roku, Inc.

Registry Information
Registry Number:

APL_57918/2024

Court Division:

Luxemburg (LU)

Type of Action:

Appeal RoP220.2

Language of Proceedings:

DE

Patent at issue

EP2201740

Sections

Headnotes (DE)

Workflow Antrag auf Änderung eines Patents.

Keywords (DE)

Antrag auf Änderung.

Keywords (DE)

Bestätigung Vergleich, Vergleich

Headnotes (DE)

1. Dem Streithilfeantrag der Shenzhen Dianming Technology Co., Ltd vom 16. Mai 2025 wird stattgegeben. Die Shenzhen Dianming wird als Partei behandelt. 2. Die Aufforderung zur Streithilfe vom 24. April 2025 hat sich damit erledigt. Der Antrag wird zurückgewiesen. 3. Shenzhen Dianming kann zu dem Prozesskostenantrag innerhalb von 10 Tagen Stellung nehmen. 4. Shenzhen Dianming kann innerhalb von 10 Tagen einen Streithilfeschriftsatz einreichen.

Keywords (DE)

Streithilfeantrag, Prozesskostenantrag, Erledigung der Aufforderung zur Streithilfe

Headnotes (DE)

1. Ist eine in der Verfahrensordnung vorgesehene oder vom Gericht gesetzte Frist versäumt worden, bleibt der Partei nur die Stellung eines Antrags auf Wiedereinsetzung nach R. 320 VerfO, die R. 9.3 VerfO vorgeht. 2. Der Sorgfaltsmaßstab nach R. 320.1 VerfO ist autonom auszulegen. Die gebotene Sorgfalt („all due care“/„toute la viglance nécessaire“) ist grundsätzlich gewahrt, wenn die Partei alle zumutbaren Vorsorgeanforderungen getroffen hat, um ihr die Einhaltung der Frist zu ermöglichen.

Keywords (DE)

R. 9.3 VerfO; R. 320 VerfO; nachträgliche Fristverlängerung; Wiedereinsetzung in den vorherigen Stand; gebotene Sorgfalt

Keywords (DE)

R. 265 RoP, Teilrücknahme

Keywords (DE)

R 105.5 VerfO

Headnotes (DE)

Der Widerruf eines Opt-Out ist nicht unwirksam, wenn in dem im CMS hochzuladenden Dokument nicht alle Länder genannt sind für welche das Klagepatent erteilt wurde.

Headnotes (DE)

1. Artikel 69(4) EPGÜ sieht keine Verpflichtung der Beklagten zur Leistung einer Sicherheit vor. 2. Der Kläger kann vom Beklagten die Leistung einer Sicherheit für die Kosten verlangen, soweit es sich um die Widerklage auf Widerruf handelt, da ein Beklagter, der als Widerkläger auftritt, in den Anwendungsbereich von Art. 69(4) EPGÜ fällt.

Keywords (DE)

Art. 69(4) UPCA; R. 158 RoP; Security for costs

Headnotes (DE)

1. Der Antrag nach Art. 67 Abs. 1 EPGÜ, die Erteilung einer Auskunft anzuordnen, muss in der Regel die (ab der Mitteilung nach R. 118.8 Satz 1 VerfO oder im Verfahren betreffend die Anordnung einstweiliger Maßnahmen ab der Zustellung einer solchen Anordnung laufende) Frist zur Auskunftserteilung enthalten. Die Frist ist damit bereits in der Entscheidung oder in der endgültigen Anordnung zu setzen. Erfolgt keine Fristsetzung in der endgültigen Anordnung oder Entscheidung, ist es Sache des Klägers, mit der Mitteilung der Vollstreckungsabsicht nach R. 118.8 VerfO dem Beklagten auch eine Frist für die Auskunftserteilung zu setzen. 2. Da das Zwangsgeld nicht lediglich Beugefunktion sondern auch Strafcharakter hat, ist eine Verhängung des Zwangsgeldes auch dann gerechtfertigt, wenn der Beklagte inzwischen, aber verspätet, seiner Verpflichtung aus der Anordnung der Auskunftserteilung nachgekommen ist. 3. Die Darlegungs- und Beweislast für die Behauptung, die Erfüllung der Verpflichtung aus der Anordnung der Auskunftserteilung sei erfüllt, obliegt dem Beklagten. 4. Nach Art. 67 Abs. 1 b) EPGÜ sind auch Angaben über Preise, die vom Verletzer für die angegriffenen Ausführungsformen bezahlt wurden (Herstellerpreise), geschuldet. 5. Art. 67 Abs. 1 EPGÜ lässt offen, ob die Auskunft in Schriftform oder in elektronischer Form erteilt werden muss. Ergibt sich aus der Anordnung der Auskunftserteilung nicht, in welcher Form die Auskunft zu erteilen ist, steht es dem Beklagten grundsätzlich frei, die Auskunft wahlweise in Papierform oder elektronisch zu erteilen.

Keywords (DE)

Festsetzung von Zwangsgeldern (R. 354.4 VerfO), Angabe der Gründe für die Aufhebung der angefochtenen Entscheidung (R. 226 (b) VerfO), Angabe der Gründe für die Aufhebung der angefochtenen Entscheidung (R. 226 (b) VerfO), Frist für Auskunftserteilung (Art. 67 Abs. 1 EPGÜ), Beschwerte Partei (Art. 73 Abs. 2 EPGÜ, R. 220.1, R. 220.2 VerfO), Inhalt der Berufungsbegründung, Vorsehen von Zwangsgeldern (R. 354.3 VerfO), Frist für Auskunftserteilung (Art. 67 Abs. 1 EPGÜ)

Headnotes (DE)

Im Fall der Rücknahme einer Klage am Vorabend des Verkündungstermins findet eine Rückerstattung von Gebühren nach Regel 370.9(e) VerfO nicht statt.

Keywords (DE)

Gebührenerstattung

Keywords (DE)

Berichtigung, R. 353 VerfO

Keywords (DE)

Widerruf Opt-Out, Einspruch

Keywords (DE)

R. 262A VerfO, Geheimhaltungsanordnung

Headnotes (DE)

Kommt es für die Kostentragungspflicht im Rahmen einer Entscheidung nach Regel 360 VerfO darauf an, ob die Beklagte Veranlassung zur Klageerhebung gegeben hat, ist auf die objektive Sicht einer Person in der Position der Klägerin im Zeitpunkt der Klageeinreichung abzustellen. Es ist zu fragen, ob die Klägerin zu diesem Zeitpunkt davon ausgehen durfte, nicht ohne gerichtliche Hilfe zu ihrem Recht zu kommen. Eine Abmahnung ist nicht Voraussetzung für die Zulässigkeit oder Begründetheit eines Antrags auf Erlass einstweiliger Maßnahmen. Ihr Fehlen lässt nicht ohne weiteres die Dringlichkeit des Begehrens entfallen. Ihr Fehlen kann aber dazu führen, dass der Antragsteller die Kosten zu tragen hat, wenn der Antragsgegner unmittelbar zu Beginn des Verfahrens eine Unterlassungs- und Verpflichtungserklärung abgibt (Fortführung von CoA, Anordnung vom 24.10.2024, CoA_2-2024, APL_83-2024 – Edwards/Meril). Auch ohne vorherige Abmahnung und trotz unmittelbar abgegebener Unterlassungs- und Verpflichtungserklärung nach Einleitung eines Verfahrens auf Erlass einstweiliger Maßnahmen sind dem Antragsgegner die Kosten aufzuerlegen, wenn eine vorherige Abmahnung entbehrlich war, weil sie von vornherein keinen Erfolg versprach oder infolge der Abmahnung die Gefahr bestanden hätte, dass das geltend gemachte Recht vor einer gerichtlichen Entscheidung endgültig vereitelt worden wäre. Hat der Antragsgegner bereits ein gerichtliches Verfahren auf Erlass einer Anti-Suit Injunction oder Anti-Enforcement Injunction eingleitet, ist eine Abmahnung durch den Antragsteller vor einem Antrag auf Erlass einer Anti-Anti-Suit Injunction oder Anti-Anti-Enforcement Injunction regelmäßig entbehrlich, weil davon auszugehen ist, dass ihr der Antragsgegner nicht nachkommen wird, sofern keine konkreten Anhaltspunkte für ein anderes Verhalten sprechen.

Headnotes (EN)

Preliminary Objections. Decision regarding long-arm jurisdiction for non-CMS referred to main proceedings. All other objections are dismissed.

Keywords (EN)

Preliminary Objection

Headnotes (EN)

1. The date for the interim conference via videoconference is set for 9 January 2026, 10.00 a.m. 2. Parties are invited to suggest topics for the interim conference by 19 December 2025. 3. The date for the oral hearing in person in Denisstr. 3 in Munich, room 212 and overflow room 220b, is set for 18 March 2026, 9.00 a.m. 4. Parties are summoned to these dates. 5. The panel will proceed with both, the infringement action and the counterclaim for revocation and therefore requests the President of the Court of First Instance to allocate a technically qualified judge out of the technical field of biotechnology to the panel. 6. The written procedure will end on 24 November 2025.

Keywords (EN)

R. 37.2-3 RoP, scheduling

Headnotes (EN)

In principle, the costs of the proceedings are not covered by confidentiality under Rule 262A RoP or by the attorney-client privilege unless they are specifically indicative of the company's financial capacity, its commercial strategy, or the importance of the patent as a corporate asset.

Keywords (EN)

legal costs

Headnotes (EN)

Application 262A. In principle, the costs of the proceedings are not covered by confidentiality under Rule 262A RoP or by the attorney-client privilege unless they are specifically indicative of the company's financial capacity, its commercial strategy, or the importance of the patent as a corporate asset.

Keywords (EN)

legal costs

Headnotes (EN)

no amendment of the case if further illustrative examples are put forward only

Keywords (EN)

R 263 RoP

Headnotes (EN)

Rectification of order (R.353 RoP).

Keywords (EN)

Rectification

Keywords (EN)

Amendment of confidentiality club, replacement of members

Keywords (EN)

R 353 RoP

Headnotes (EN)

- As a provision of an international treaty concluded between States, Art. 32(1) UPCA shall be interpretated in accordance with the principles of customary international law, which are part of the EU legal order. - The absence of any temporal limitation of the rules on competence under Art. 32(1) UPCA reflects the object and purpose of the Agreement which is to create a court common to the Contracting Member States integrated into their judicial system and to transfer (exclusive) competence to said court for those actions and counterclaims listed under Art. 32 (1) UPCA, in order to prevent the difficulties caused by a fragmented market for patents in Europe and the variations between national court systems. - In the absence of any provision contrary thereto, these object and purpose of the UPCA do neither suggest nor imply any temporal limitation of the Court. - Art. 3 UPCA does not address the temporal scope of application of the Agreement in relation to acts infringing the rights listed therein. It therefore leaves open whether acts having occurred before the entry into force are within the scope of application of the Agreement. - During the transitional period set out under Art. 83 UPCA, and unless the patent has been opted out from the exclusive competence of the Court pursuant to Art. 83(3) UPCA, the (exclusive) competence of the UPC coexists with a parallel competence of national courts before which an action for infringement of a European patent may still be brought. Although it provides for a concurrent competence during the transitional period according to which the patent holder has the option to initiate infringement proceedings either before the UPC or before a national court, said option is limited to the choice of forum and does not provide, as a result of such a choice, for a partial or limited competence of the elected court, whether as to the subject matter (the patent infringement) of the action or as to the time period for which the chosen court is competent. - The determination of the competence of the Court as of the date of lodging the action, including for acts of infringement that have occurred before the entry into force of the Agreement, does not contradict the principle of non-retroactivity of treaties under the principles of customary international law and Art. 28 of the Vienna Convention on the Law of Treaties done at Vienna on 23 May 1969 (“VCLT”). - In case of an effective withdrawal from an effective opt-out, the UPC is competent to decide on alleged acts of infringement which have occurred during the time period between the date of the opt-out and that of the withdrawal. DEUTSCH: Als Bestimmung eines zwischen Staaten geschlossenen völkerrechtlichen Übereinkommen ist Art. 32(1) EPGÜ im Einklang mit den Grundsätzen des Völkergewohnheitsrechts auszulegen, die Bestandteil der Rechtsordnung der EU sind. Das Fehlen einer zeitlichen Begrenzung der Zuständigkeitsregeln gemäß Art. 32(1) EPGÜ entspricht dem Inhalt und Zweck des Übereinkommens, ein gemeinsames Gericht für die Vertragsmitgliedstaaten zu schaffen, das Teil ihres Rechtswesens ist, und diesem Gericht die (ausschließliche) Zuständigkeit für die in Art. 32 (1) EPGÜ aufgeführten Klagen und Widerklagen zu übertragen, um den Schwierigkeiten vorzubeugen, die durch einen fragmentierten Patentmarkt in Europa und die Unterschiede zwischen den nationalen Gerichtssystemen verursacht werden. In Ermangelung einer gegenteiligen Bestimmung legen dieses Ziel und dieser Zweck eine zeitliche Begrenzung des Gerichts weder nahe noch deuten sie diese an. Art. 3 EPGÜ befasst sich nicht mit dem zeitlichen Geltungsbereich des Übereinkommens in Bezug auf Handlungen, die die darin aufgeführten Rechte verletzen. Er lässt daher offen, ob Handlungen vor Inkrafttreten des Übereinkommens, in den Geltungsbereich des EPGÜ fallen. Während der in Art. 83 EPGÜ festgelegten Übergangszeit und sofern für das Patent die ausschließliche Zuständigkeit des Gerichts nicht gemäß Art. 83(3) EPGÜ ausgeschlossen worden ist, besteht die (ausschließliche) Zuständigkeit des EPG neben einer parallelen Zuständigkeit der nationalen Gerichte, vor denen eine Klage wegen Verletzung eines europäischen Patents weiterhin erhoben werden kann. Obwohl das EPGÜ während der Übergangszeit eine parallele Zuständigkeit vorsieht, wonach der Patentinhaber die Möglichkeit hat, ein Verletzungsverfahren entweder vor dem EPG oder vor einem nationalen Gericht einzuleiten, beschränkt sich diese Möglichkeit auf die Wahl des Gerichtsstands und sieht als Folge einer solchen Wahl keine teilweise oder eingeschränkte Zuständigkeit des gewählten Gerichts vor, weder hinsichtlich des Gegenstands (der Patentverletzung) der Klage noch hinsichtlich des Zeitraums, für den das gewählte Gericht zuständig ist. Die Feststellung der Zuständigkeit des Gerichts ab dem Zeitpunkt der Einreichung der Klage auch für Verletzungshandlungen, die vor dem Inkrafttreten des Übereinkommens erfolgt sind, widerspricht nicht dem Grundsatz der Nichtrückwirkung von Verträgen nach den Grundsätzen des Gewohnheitsrechtlich anerkannten Völkerecht und Art. 28 des Wiener Übereinkommens über das Recht der Verträge, abgeschlossen in Wien am 23. Mai 1969 („WÜRV“). Im Falle eines wirksamen Rücktritts vom Ausschluss der ausschließlichen Zuständigkeit des EPG (“opt-out”) ist das EPG für die Entscheidung über vermeintliche Verletzungen zuständig, die im Zeitraum zwischen dem Datum des Inkrafttretens der Ausschlusses und dem Datum des Rücktritts erfolgt sind.

Keywords (EN)

Competence of the Court, Scope of application of the UPC Agreement, transitional regime, opt-out from the exclusive competence of the Court, withdrawal of an opt-out. DEUTSCH: Zuständigkeit des Gerichts; Geltungsbereich des EPG-Übereinkommens; Übergangsregelung; Inanspruchnahme der Ausnahmeregelung betreffend die ausschließliche Zuständigkeit des Gerichts; Rucktritt von einer Inanspruchnahme.

Headnotes (EN)

(1) If a time limit provided for in the Rules of Procedure or set by the court has been missed, the party may only file an application for restitutio in integrum pursuant to Rule 320 of the Rules of Procedure, which takes precedence over Rule 9.3 of the Rules of Procedure. 2. the standard of due diligence pursuant to R. 320.1 of the Rules of Procedure is to be interpreted autonomously. Due diligence (“all due care”/“toute la viglance nécessaire”) is generally met if the party has taken all reasonable precautions to enable it to meet the deadline.

Keywords (EN)

R. 9.3 RoP ; R. 320 RoP; subsequent extension of time limit; re-establishment of rights; due diligence

Headnotes (EN)

1. Article 69(4) UPCA does not provide for an obligation on the part of the Defendant to provide security. 2. A Claimant can request a Defendant to provide security for costs to the extent that it concerns the counterclaim for revocation as a Defendant acting as Counterclaimant falls within the scope of Art. 69(4) UPCA.

Headnotes (EN)

1. A request for an order to communicate information made under Art. 67(1) UPCA must, as a rule, include the time period for providing the information (calculated from the notification under R. 118.8, first sentence, RoP, or in case of an order in provisional measure proceedings from the date of service of that order). The time period must therefore be incorporated into the decision or final order. If no time period is set in the final order or decision, it is the claimant's responsibility to specify a reasonable time period for the communication of information. 2. Since penalty payments serve not only a coercive function but also have a punitive nature, their imposition is justified even where the defendant has, in the meantime, complied belatedly with the obligation to communicate information as ordered. 3. The burden of presentation and proof for the assertion that the obligation to communicate information as ordered has been fulfilled lies with the defendant. 4. The information mentioned in Art. 67(1)(b) UPCA encompasses information on the prices paid by the infringer for the contested embodiments (manufacturer prices). 5. Art. 67(1) UPCA does not specify whether the information must be provided in paper or electronic format. Where the order to communicate information does not indicate the form in which the information is to be provided, the defendant is generally free to choose whether to provide the information in paper or electronic format.

Keywords (EN)

Imposition of penalty payments (R. 354.4 RoP), Statement of reasons for setting aside the contested decision (R. 226(b) RoP), Time period for communication of information (Art. 67(1) UPCA), Adversely affected party (Art. 73(2) UPCA, R. 220.1, R. 220.2 RoP), Provision of penalty payments (R.354.3 RoP)

Headnotes (EN)

Claimant's choice of the language of the proceedings

Keywords (EN)

R. 14.2 (a) RoP

Headnotes (EN)

1. Article 57 ‘EPC’, according to which “an invention shall be considered as susceptible of industrial application if it can be made or used in any kind of industry, including agriculture” must be interpreted as meaning that an invention or an application for a patent for an alleged invention which would not comply with the generally accepted laws of physics falls within its scope because it cannot be used and therefore lacks industrial application. 2. Drawings must always be used as explanatory aids for the interpretation of the patent claim but cannot be used to extract a characteristic when definitively and unambiguously contradicted by the description. 3. In the event that the patent proprietor applies to amend the patent and proposes more alternative auxiliary requests, these auxiliary requests must be addressed in the order indicated by the applicant, in the absence of specific elements and/or requests suggesting otherwise.

Keywords (EN)

claim interpretation, auxiliary requests, lack of industrial application

Headnotes (EN)

The Court can, if requested, limit the scope of revocation of a European (bundle) patent to national parts of a European Patent validated in individual UPC Member States.

Keywords (EN)

added matter

Keywords (EN)

Release of a security deposit, Appeal, Withdrawal of the action

Headnotes (EN)

value in dispute

Keywords (EN)

value in dispute, SEP

Keywords (EN)

Reimbursement of court fees, Appeal, Closure of the written procedure in appeal proceedings

Headnotes (EN)

1) Concerning the discussion on the admissibility of unconditionally amended claims of the patent as requested by the Claimant, the Defendant argues an inadmissibility on the grounds of added matter based on an alleged unallowable intermediate generalisation. However, the argument from the Defendant that no less than eight features are inextricably linked is unfounded, as the Defendant has not demonstrated the link, and the skilled person would understand that in describing an embodiment, features may be used to illustrate its working that are not necessarily an essential part of the invention. Consequently, the amended claims do not comprise added matter. 2) Concerning the argument that an objection based on Art. 34 UPCA falls in the scope of R. 19 RoP: the Court considers that the issue in dispute is the territorial scope of the UPC's decisions. A preliminary objection under R. 19 RoP is limited to three matters: the jurisdiction and competence of the UPC, the competence of a division and the language of the Statement of claim. Under R.19 RoP, the international jurisdiction of the UPC (Article 31 UPCA), the substantive jurisdiction of the UPC (Article 32 UPCA) and the territorial jurisdiction amongst divisions (Article 33 UPCA) may be challenged. A distinction must be made between, on the one hand, the jurisdiction of the UPC (Articles 31, 32 and 33 UPCA) and, on the other hand, the territorial scope of the UPC’s decisions, as defined in Article 34 UPCA related to "Territorial scope of decisions". In other words, Article 34 UPCA “relates to the scope of the effect of the decisions” (UPC_CFI_159/2024, LD Mannheim, Decision 11 March 2025, §107). The territorial scope of a UPC decision does not concern matters of jurisdiction or competence falling within the scope of application of R. 19 RoP. It follows from this that the Defendants' objection based on Article 34 UPCA is admissible. 3) Concerning claims for infringement remedies in a territory outside CMS: the patent owner’s claim concerning alleged acts of infringement o n Polish territory is admissible in light of the decision handed down by the CJEU in BSH v Electrolux, as has already been stated by several divisions of the UPC concerning non-Contracting Member States (concerning either EU States or third States, UPC_CFI_355/2023, LD Düsseldorf, 28 January 2025; UPC_CFI 702/2024, LD Paris, 21 March, 2025; UPC_CFI 792/2024, Milan LD, 15 April, 2025: all decisions on long-arm jurisdiction). However, on the merits, the Claimant bears the burden of proof for the alleged facts in accordance with R.13m RoP and R. 171.1 RoP. In the case at hand, no factual element has been introduced into the proceedings concerning the alleged infringement facts relating specifically to the alleged infringing products referred to in this application. It is only alleged that the Defendants’ websites are accessible throughout Europe, and the turnover achieved by Defendant 1 in Europe is given without any indication as to whether the latter actually relates to the allegedly infringing products. Consequently, the Claimant’s request for infringement based on the national part of the patent as granted for Poland cannot be considered as well-founded.

Keywords (EN)

Admissibility of the amendment of the patent, Added-matter, Intermediate generalisation, Article 138(1)(c) EPC, Preliminary objection and Territorial scope of the UPC decisions, R.19 RoP and Article 34 UPCA., Burden of proof, Infringement action, R. 13m RoP and R. 171.1 RoP.

Headnotes (EN)

Preliminary Objections. Decision regarding long-arm jurisdiction for non-CMS referred to main proceedings. All other objections are dismissed.

Keywords (EN)

Preliminary Objection

Headnotes (EN)

Formal requirements for an application under R. 36 RoP

Keywords (EN)

R. 333 RoP, R. 36 RoP

Headnotes (EN)

The burden of showing that the enforcement of a cost order is unduly burdensome is on the applicant of an order for security for costs. To this end, the applicant in its application shall not only provide evidence as to the foreign law applicable in the territory where the order shall be enforced, but also its application.

Keywords (EN)

Security for costs

Keywords (EN)

Appeal, Suspensive effect, Expedition

Headnotes (EN)

If the obligation to bear the costs in the context of a decision under Rule 360 RoP depends on whether the defendant gave cause for action, the objective view of a person in the position of the claimant at the time the action was lodged must be taken into account. The question to be answered is whether the claimant could have assumed at that time that it would not be able to obtain justice without judicial assistance. A warning letter is not a prerequisite for the admissibility or merits of an application for provisional measures. The urgency of such an application cannot be denied solely on the grounds that the applicant failed to issue a warning letter beforehand. However, its absence may result in the applicant having to bear the costs if the respondent issues a cease-and-desist declaration immediately at the beginning of the proceedings (continuation of CoA, Order of 24 October 2024, CoA_2-2024, APL_83-2024 – Edwards/Meril). Even without a prior warning letter and despite a cease-and-desist declaration issued immediately after proceedings for provisional measures were initiated, the respondent must bear the costs if a prior warning letter was unnecessary because it would have been futile from the outset or because there was a risk that that the asserted right would have been definitively lost before a court decision was made. If the respondent has already initiated legal proceedings for the grant of an anti-suit injunction or anti-enforcement injunction, a warning letter by the applicant prior to an application for an anti-anti-suit injunction or anti-anti-enforcement injunction is generally dispensable, because it can be assumed that the respondent will not comply with it unless there are concrete indications that it will do otherwise.

Keywords (EN)

DEUTSCH Abmahnung, Erledigung, Unterlassungserklärung warning letter, no need to adjudicate, cease-and-desist declaration

Headnotes (EN)

Harmonization of time periods, R. 9.3 (a), (b) RoP

Keywords (EN)

R. 9.3 (a), (b) RoP, Harmonization of time periods

Headnotes (DA)

When adjudicating on a request for imposition of periodic penalty payments pursuant to R. 354.4 RoP, the composition of the Court must be a panel.

Keywords (DA)

Composition of the Court (R. 354.4 RoP)
Cited Legal Standards
Art. 1 EPGÜ
Art. 21 EPGÜ
Art. 25 et seq. EPGÜ
Art. 2(g) EPGÜ
Art. 32(1)(a) 83(4) EPGÜ
Art. 32(1)(a) EPGÜ
Art. 32(1) (a) (f) EPGÜ
Art. 32 (1) EPGÜ
Art. 32(1) EPGÜ
Art. 32(2) EPGÜ
Art. 32 EPGÜ
Art. 3(c) EPGÜ
Art. 3 EPGÜ
Art. 56 EPGÜ
Art. 56 et seq. EPGÜ
Art. 83(1) EPGÜ
Art. 83(3) EPGÜ
Art. 83(4) EPGÜ
Art. 83 EPGÜ
R. 150 VerfO
R. 151 VerfO
R. 19.1(a) VerfO
R. 19.1 (a) VerfO
R. 19.1 VerfO
R. 19 VerfO
R. 224.1(a) VerfO
R. 224.2(b) VerfO
R. 266.1 VerfO
R. 266.5, Satz 1, VerfO
R. 266.5 VerfO
R. 295 (d) VerfO
R. 320. 1 VerfO
R. 320.1 VerfO
R. 320.2 VerfO
R. 320.4 VerfO
R. 320.7 VerfO
R. 320 VerfO
R. 323 VerfO
R. 5.7 VerfO
R. 5 der Verfahrensordnung (im Folgenden 'VerfO
R. 8.1 VerfO
R. 8.2 VerfO
R. 9.3(a) VerfO
R. 9.3 lit. a VerfO
R. 9.3 VerfO
R. 9.4 VerfO
R. 9 R. 320 VerfO
Regel 151 EPGVerfO
Regel 320 EPGVerfO
Regel 320 VerfO
Regel 9.3 (a) VerfO
Regel 9 EPGVerfO
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ORD_69091/2024

Hamburg - Lokalkammer

UPC_CFI_58/2024

Endgültige Anordnung des Gerichts erster Instanz des Einheitlichen Patentgerichts,

erlassen am: 02/06/2025

HEADNOTES

    1. Ist eine in der Verfahrensordnung vorgesehene oder vom Gericht gesetzte Frist versäumt worden, bleibt der Partei nur die Stellung eines Antrags auf Wiedereinsetzung nach R. 320 VerfO, die R. 9.3 VerfO vorgeht.
    1. Der Sorgfaltsmaßstab nach R. 320.1 VerfO ist autonom auszulegen. Die gebotene Sorgfalt (' all due care'/'toute la viglance nécessaire') ist grundsätzlich gewahrt, wenn die Partei alle zumutbaren Vorsorgeanforderungen getroffen hat, um ihr die Einhaltung der Frist zu ermöglichen.

KEYWORDS

R. 9.3 VerfO; R. 320 VerfO; nachträgliche Fristverlängerung; Wiedereinsetzung in den vorherigen Stand; gebotene Sorgfalt

KLÄGERIN

Lionra Technologies Ltd.

(Partei des Hauptverfahrens - Kläger) - The Hyde Building, Suite 23, The Park - 00000 - Carrickmines, Dublin 18, Irland - IE

Vertreten durch Dr. Thomas Adam

BEKLAGTE

1) Cisco Systems GmbH

(Antragsteller) - Parkring 20 - 85748 - Garching

b. München - DE

Vertreten durch:

Johannes Heselberger

2) Cisco Systems, Inc.

(Antragsteller) - 170 West Tasman Dr. - 95134 -

San Jose, CA - US

Vertreten durch:

Johannes Heselberger

STREITGEGENSTÄNDLICHES PATENT

Patentnr. Inhaber
EP2201740 Lionra Technologies Ltd.

ENTSCHEIDENDE RICHTER:

Diese Entscheidung wurde erlassen unter Mitwirkung der Vorsitzenden Richterin Klepsch, der rechtlich qualifizierten Richter Dr. Schilling als Berichterstatter und Agergaard sowie des technisch qualifizierten Richters Dr. Keller.

GEGENSTAND DER VERFAHREN:

Antrag auf Fristverlängerung, hilfsweise Wiedereinsetzung, R. 9 und R. 320 VerfO

KURZE ZUSAMMENFASSUNG DES SACHVERHALTS:

Die Kammer hat mit Entscheidung vom 19. Februar 2025 das erstinstanzliche Verfahren abgeschlossen. Gemäß Ziffer III. des Tenors hat sie angeordnet, dass '[v]on den Kosten des Rechtsstreits […] die Klägerin 40% und die Beklagten 60% zu tragen' haben. Die Entscheidung ist nicht rechtskräftig, da die Klägerin am 17.04.2025 Berufung eingelegt hat (APL_18930/2025).

Am 19.03.2025 haben die Beklagten einen Antrag auf Kostenfestsetzung nach R. 150 VerfO gestellt (App_13685/2025). Die Klägerin hat mit Schriftsatz vom 27.03.2025 einen Antrag auf Kostenfestsetzung nach R. 150 VerfO gestellt (App_15211/2025) sowie einen Antrag auf nachträgliche Fristverlängerung nach R. 9.3(a) VerfO, hilfsweise auf Wiedereinsetzung nach R. 320 VerfO (App_15203/2025 und 15209/2025).

Die Klägerin hat vorgetragen, dass aufgrund eines Übersehens einer erfahrenen und bei der Fristenerfassung bisher stets zuverlässigen Rechtsanwaltsfachangestellten aus dem LitigationSekretariat der Kanzlei der Klägervertreter die Frist der R. 151 VerfO für die Einreichung eines Kostenfestsetzungsantrags nicht notiert und daher versäumt worden sei. Dies, obschon die Frist der R. 151 VerfO in einer für die Fristenerfassung der Kanzlei zugrunde zu legenden Fristenübersicht enthalten sei, die speziell für UPC-Verfahren existiere und einzuhalten sei. Der Prozessbevollmächtigte der Klägerin habe durch E-Mail des Litigation-Sekretariats der Kanzlei von Donnerstag, 20. März 2025, 12:26 Uhr, mit welcher eine Benachrichtigung des CMS von 09:45 Uhr desselben Tages weitergeleitet worden sei, erfahren, dass die Beklagtenseite offenbar einen Kostenfestsetzungsantrag eingereicht hatte.

Die Klägerin hat Auszüge aus dem Kanzleihandbuch in der Antragsschrift vom 27.März.2025 eingeblendet. Die Fristenerfassung basiere auf dem Vieraugenprinzip und unterliege Stichproben seitens der Partner einschließlich des Prozessbevollmächtigten der Klägerin. Diese erfolgten regelmäßig, jedenfalls aber wöchentlich. Zur Notierung der vorliegenden Frist sei Mitarbeiterin #1 zuständig gewesen. Als zweites Augenpaar und Überprüferin sei Mitarbeiterin #2 zuständig gewesen. Diese habe die erfassten Fristen (Berufungsfrist gem. R. 224.1(a) VerfO; Berufungsbegründungsfrist gem. R. 224.2(b) VerfO) geprüft und als korrekt berechnet markiert. Dass die Frist gem. R. 151 VerfO nicht erfasst gewesen sei, sei ihr nicht aufgefallen. Dass dem Litigation-Sekretariat die R. 151-Frist für den Kostenerstattungsantrag geläufig sei, könne anhand eines anderen, früheren UPC-Verfahrens demonstriert werden, dessen internes Aktenzeichen mit '510' beginnt und auf '3' ende (vgl. Anlage K 21). Zum Hintergrund ihrer Personen und zu den für

die vorliegenden Anträge relevanten Umständen und Vorgängen beruft sich die Klägerin auf die überreichten eidesstattlichen Versicherungen von Mitarbeiterin #1 und Mitarbeiterin #2 in Anlagen K 22a + b.

Die Klägerin macht geltend, sie sei ohne eigenes oder zurechenbares Verschulden gehindert gewesen, die genannte Frist einzuhalten. Im Unterschied zu den meisten nationalen Rechtsordnungen, aber im Einklang mit dem Recht des Vereinten Königreichs, das Vorbild für die Regelung gewesen sei, besage R. 9.3(a) VerfO explizit, dass eine Fristverlängerung '- auch rückwirkend -' erfolgen könne. Ein Fall des R. 9.4 VerfO in Bezug auf die Fristen nach den Regeln 198.1, 213.1 und 224.1 VerfO liege nicht vor. Hätte der Gesetzgeber dem Wiedereinsetzungsverfahren den Vorrang einräumen wollen, hätte er dies zwanglos in R. 9.4 VerfO, aber auch in R. 320 VerfO selbst tun können.

Hilfsweise sei ihr Wiedereinsetzung nach R. 320.1 VerfO zu gewähren, weil sie die Fristversäumnis trotz vollständiger Einhaltung der angemessenen Sorgfalt nicht hatte vermeiden können. Damit sei als Verschuldensmaßstab Vorsatz und Fahrlässigkeit gemeint, wie nach § 233 ZPO im deutschen Recht. Ein möglicherweise fahrlässiges Verhalten einer angestellten Mitarbeiterin des Parteivertreters sei nicht der Partei zuzurechnen. Ein Organisationsverschulden eines Prozessbevollmächtigten wäre in Ermangelung einer § 85 Abs. 2 ZPO entsprechenden Regelung im EPGÜ und der VerfO der Partei nicht zuzurechnen.

Die Beklagte beantragt, den Antrag auf rückwirkende Verlängerung der Frist zur Einreichung des Kostenfestsetzungsantrags nach R. 151 VerfO zurückzuweisen, da er nicht innerhalb der zu verlängernden Frist (d.h. innerhalb eines Monats nach der Hauptsacheentscheidung, also bis zum 19. März 2025) gestellt worden sei. R. 9.3(a) VerfO ermögliche keine rückwirkende Antragstellung nach Fristablauf. Die von der Klägerin zitierte R. 3.1 Abs. 2 lit. a der UK Civil Procedure Rules enthalte einen entscheidenden Zusatz 'even if an application for extension is made after the time for compliance has expired'. Dieser sei in R. 9.3(a) VerfO gerade nicht übernommen, was nur den Schluss zulasse, dass R. 9.3(a) VerfO lediglich die rückwirkende Entscheidungsbefugnis des Gerichts, nicht jedoch eine nachträgliche Antragstellung regeln sollte.

Auch der hilfsweise gestellte Antrag auf Wiedereinsetzung sei mangels Nachweises eines hinreichenden Grundes für die Säumnis gemäß R. 320.1 VerfO zurückzuweisen. Entgegen der Behauptung der Klägerin sei im Rahmen einer Wiedereinsetzung nicht zu beurteilen, ob eine Partei die Fristversäumnis trotz vollständiger Einhaltung der 'angemessenen Sorgfalt' nicht einhalten konnte, sondern verlange als Voraussetzung für eine Wiedereinsetzung den Nachweis, dass eine Partei 'trotz aller gebotener Sorgfalt aus einem Grund, auf den sie keinen Einfluss hat' die betreffende Frist versäumt habe. Eine Übertragung der Grundsätze aus dem deutschen Recht käme daher nicht in Betracht. Eine mögliche Auslegungshilfe für den autonom auszulegenden Sorgfaltsmaßstab der R. 320.1 VerfO könnte dabei die Rechtsprechung des EuGH zu Art. 45 Abs. 2 EuGH-Satzung ('[2] Der Ablauf von Fristen hat keinen Rechtsnachteil zur Folge, wenn der Betroffene nachweist, dass ein Zufall oder ein Fall höherer Gewalt vorliegt.') liefern.

GRÜNDE FÜR DIE ANORDNUNG:

Der Klägerin ist auf ihren Hilfsantrag Wiedereinsetzung in den vorherigen Stand zu gewähren.

Der Antrag auf rückwirkende Fristverlängerung ist zurückzuweisen.

a)

Zwar ist nach dem Wortlaut von R. 9.3 lit. a VerfO das Gericht befugt, eine Frist 'auch rückwirkend' zu verlängern. Damit ist indes lediglich zum Ausdruck gebracht, dass die gerichtliche Entscheidung

über einen fristgerecht gestellten Fristverlängerungsantrag auch noch nach Fristablauf - und damit rückwirkend - ergehen kann (Bopp/Kircher EurPatentprozess-HdB/Kircher, 3. Aufl. 2025, § 10 Rn. 151; aA Plassmann/Dorn in Tilmann/Plassmann, 1. Aufl. 2024, Regel 320 EPGVerfO Rn. 1). Ist dagegen eine in der Verfahrensordnung vorgesehene oder vom Gericht gesetzte Frist versäumt worden, bleibt der Partei nur die Stellung eines Antrags auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand, sofern keine der unverlängerbaren Fristen betroffen ist. Dass nach dem britischen Zivilprozessrecht (R. 3.1 Abs. 2 lit. a UK Civil Procedure Rules) ein erst nach Fristablauf gestellter Fristverlängerungsantrag grundsätzlich möglich ist, ist ohne Belang, da abweichend von R. 9.3 lit. A VerfO im Wortlaut der britischen Vorschrift ausdrücklich klargestellt ist, dass ein Antrag auch noch nach Fristablauf gestellt werden kann (… even if an application is made after the time for compliance has expired ; vgl. Bopp/Kircher EurPatentprozess-HdB/Kircher, 3. Aufl. 2025, § 10 Rn. 151). Der Primat der Rechtssicherheit im Interesse der Gegenpartei gebietet, dass eine versäumte Frist nicht einfach nach Ermessen des Gerichts nachträglich wieder verlängert werden kann.

b)

Zwar handelt es sich bei der Frist der R. 151 VerfO um keine solche, die nicht verlängerbar wäre, sodass bei rechtzeitigem Fristverlängerungsantrag innerhalb der Frist kein Rechtsverlust mit dem Verstreichen der Frist verbunden wäre. Gleichwohl ist die Wiedereinsetzung gegenüber der allgemeinen Regel 9.3 (a) VerfO zur Fristverlängerung der speziellere und damit vorrangige Rechtsbehelf (vgl. LK München, 11.10.2024 - UPC_CFI_292/2023, App_44953/2024 - SES v. Hanshow - explizit betreffend den Antrag auf Kostenerstattung; Plassmann in Tilmann/Plassmann, 1. Aufl. 2024, Regel 151 EPGVerfO, Rn. 5; aA W. Tilmann in Tilmann/Plassmann, 1. Aufl. 2024, Regel 9 EPGVerfO Rn. 11). Denn andernfalls liefe Regel 320 VerfO weitgehend leer, was mit Blick auf die im Vergleich zu einem Fristverlängerungsantrag nach Regel 9.3 (a) VerfO bestehenden Anforderungen an eine zu gewährende Wiedereinsetzung nicht im Sinne der Verfahrensordnung sein kann (LK München, 11.10.2024 - UPC_CFI_292/2023, App_44953/2024 - SES v. Hanshow).

Die Voraussetzungen für die hilfsweise beantragte Wiedereinsetzung liegen vor.

a)

Der Antrag ist zulässig. Die Klägerin hat den Antrag innerhalb der Monatsfrist nach R. 320.2 VerfO gestellt und die erforderliche Gebühr eingezahlt. Zudem hat die Klägerin zusammen mit dem Wiedereinsetzungsantrag die versäumte Handlung nachgeholt, R. 320.4 VerfO.

b)

Der Antrag ist auch begründet. Nach R. 320.1 VerfO kann der Spruchkörper einer Partei, die eine nach dieser Verfahrensordnung oder vom Gericht festgelegte Frist trotz aller gebotenen Sorgfalt aus einem Grund, auf den sie keinen Einfluss hat, versäumt hat, und als unmittelbare Folge des Fristversäumnisses ein Recht oder ein Rechtsmittel verloren hat, Wiedereinsetzung in den vorherigen Stand gewähren. Die Regelung erfasst nicht nur die Ausschlussfristen, sondern auch die deklaratorischen Fristen (Bopp/Kircher EurPatentprozess-HdB/Kircher, 3. Aufl. 2025, § 10 Rn. 157) und ist daher in jedem Fall auf die Frist der R. 150 VerfO anwendbar.

aa)

Die Anforderungen an den Maßstab der 'all gebotenen Sorgfalt' und des Grundes, 'auf den sie keinen Einfluss hat' sind in der Verfahrensordnung nicht näher kodifiziert. Teilweise wird vorgeschlagen, den Verschuldensmaßstab des deutschen Rechts nach § 233 ZPO zu übernehmen, wonach von einem Verschulden bei Vorliegen von Vorsatz oder Fahrlässigkeit auszugehen sei (vgl. Tilmann/Plassmann/Plassmann/Dorn, 1. Aufl. 2024, EPGVerfO § Regel320 Rn. 17, 18). Teilweise wird vorgeschlagen, sich an der Entscheidungspraxis der Beschwerdekammern des EPA zu

orientieren, wo das Kriterium festgelegt worden ist, dass die gebotene Sorgfalt als eingehalten gilt, wenn die Nichteinhaltung der Frist entweder auf außergewöhnliche Umstände oder auf einen isolierten Fehler innerhalb eines normalerweise zufriedenstellenden Überwachungssystems zurückzuführen ist (vgl. Luginbühl / Hüttermann, Einheitspatentsystem, 1. Auflage 2024, Regel 320 VerfO, Rn. 9, mwN). Ein weiterer möglicher Orientierungspunkt könnte die Rechtsprechung des EuGH zu Art. 45 Abs. 2 EuGH-Satzung sein, die wie folgt formuliert ist '[2] Der Ablauf von Fristen hat keinen Rechtsnachteil zur Folge, wenn der Betroffene nachweist, dass ein Zufall oder ein Fall höherer Gewalt vorliegt.' und wonach daher nur Zufall oder höhere Gewalt einen Grund für eine Wiedereinsetzung bieten würden (vgl. Bopp/Kircher EurPatentprozess-HdB/Kircher, 3. Aufl. 2025, § 10 Rn. 158).

bb)

Nach Auffassung der Kammer ist der Sorgfaltsmaßstab autonom auszulegen. Die gebotene Sorgfalt (' all due care'/'toute la viglance nécessaire') ist grundsätzlich gewahrt, wenn die Partei alle zumutbaren Vorsorgeanforderungen getroffen hat, um ihr die Einhaltung der Frist zu ermöglichen. Dazu gehören unter anderem die Implementierung von Teamfunktionen und Vertretungsregeln. So entspricht es nicht der gebotenen Sorgfalt, bei der Abfassung und Einreichung von Schriftsätzen keine weiteren anwaltlichen Vertreter aus der Kanzlei in das Verfahren einzubeziehen (vgl. LD The Hague, 01.04.2025 - UPC_CFI_499/2024, APP_ 10764/2025 Rn. 17 f.).

Die Anforderungen an den Sorgfaltsmaßstab sind weiter konkretisiert dadurch, dass die Einhaltung der gebotenen Sorgfalt damit gleichzusetzen ist, dass die Partei die Frist letztlich aus einem Grund versäumt, auf den sie keinen Einfluss hat (' outside his control'/'hors de son contrôle') . Sorgfaltswidriges Verhalten des Parteivertreters unterliegt in diesem Sinne der Kontrolle der Partei und ist der Partei wie eigenes Verhalten zuzurechnen, weil sich die Parteien ohnehin zwingend vor dem EPG durch einen zugelassenen Prozessbevollmächtigten vertreten lassen müssen, R. 8.1 VerfO, und Handlungen der Partei nach der VerfO von ihrem Vertreter vorzunehmen sind, R. 8.2 VerfO. Daher sind auch mangelnde Überwachung, Anweisung oder Auswahl der angestellten Mitarbeiter als sorgfaltswidriges Verhalten des Parteivertreters der Partei zuzurechnen sind (vgl. Plassmann/Dorn in: Tilmann/Plassmann, 1. Aufl. 2024, EPGVerfO Regel 320 Rn. 24).

cc)

Nach Maßgabe dieser Grundsätze war dem Antrag auf Wiedereinsetzung zu entsprechen. Die Klägerin hat glaubhaft gemacht, ein inhaltlich ausreichendes System der standardisierten Fristenkontrolle und -überwachung implementiert zu haben, das auf dem Vier-Augen-Prinzip basiert und zumindest stichprobenartig vom Prozessbevollmächtigten überwacht wird. Sie hat glaubhaft gemacht, dass trotz des Vier-Augen-Prinzips die fehlende Erfassung der Kostenantragsfrist versehentlich nicht notiert worden war.

Dem Prozessbevollmächtigen der Klägerin kann auch keine mangelnde Überwachung, Anweisung oder Auswahl der angestellten Mitarbeiter vorgeworfen werden. Insoweit ist hinsichtlich der eigenen Überwachungspflichten des Prozessbevollmächtigen weiter zu differenzieren zwischen den Anforderungen, die an die Einhaltung und Überwachung nicht-verlängerbarer Fristen zu stellen sind und denen, die an die Einhaltung und Überwachung grundsätzlich verlängerbarer Fristen zu stellen sind. Der Sorgfaltsmaßstab nicht-verlängerbarer Fristen nach den Regeln 198.1, 213.1 und 224.1 ist dabei höher, weil bei ihrer Säumnis unmittelbar ein Rechtsverlust droht. Dagegen ist die vorliegend betroffene Frist zur Einleitung eines Verfahrens zur Kostenentscheidung bereits grundsätzlich verlängerbar. Ihre Verlängerung ist auch in der Regel sinnvoll, weil die Berufungsfrist ohnehin länger ist und für den Fall der Berufung - wie auch vorliegend - eine Änderung der Kostenentscheidung noch möglich ist. Es entspricht daher der Praxis der Lokalkammer Hamburg für den Fall der Berufungseinlegung das Kostenfestsetzungsverfahren im

Einvernehmen mit den Parteien nach R. 295 (d) VerfO bis zum Abschluss des Berufungsverfahren auszusetzen. Vor diesem Hintergrund war der Prozessbevollmächtigte der Klägerin auch nicht selbst zu einer besonders engmaschigen Kontrolle der Frist nach R. 151 VerfO und der damit betrauten Mitarbeiterinnen veranlasst. Vielmehr stellt in einem solchen Fall das Versehen zweier angestellter Mitarbeiterinnen des Parteivertreters innerhalb eines sorgfaltsgerechten Systems der Fristenkontrolle und -überwachung mit Vier-Augen-Prinzip einen Grund dar, auf den die Partei keinen Einfluss hat.

ANORDNUNG:

    1. Der Klägerin wird in Bezug auf die am 19. März 2025 endende Frist zur Einleitung des Kostenfestsetzungsverfahrens Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gemäß R. 320. 1 VerfO gewährt.
    1. Das von der Klägerin eingeleitete Verfahren auf Kostenfestsetzung nach R. 150 VerfO wird im Workflow App_15211/2025 fortgesetzt.

HINWEISE ZUR BERUFUNG:

Die Anordnung ist nach R. 320.7 VerfO nicht berufungsfähig.

DETAILS DER ANORDNUNG:

Anordnung

Nr. ORD_15672/2025 und ORD_15676/2025 im VERFAHREN NUMMER:

ACT_7940/2024

UPC Nummer:

UPC_CFI_58/2024

Art des Vorgangs:

Verletzungsklage und Nichtigkeitswiderklage

Antragsnr.:

15203/2025 und 15209/2025

ERLASSEN IN HAMBURG AM 02. JUNI 2025

Vorsitzende Richterin Klepsch

Rechtlich qualifizierter Richter Dr. Schilling

Rechtlich qualifizierter Richter Agergaard

Technisch qualifizierter Richter Dr. Keller

für den Hilfskanzler

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